Von Strip­pen­zie­hern und Elektrik­trick­sern (E‑Auto – Teil 2)

Was bis­her ge­schah: Der Lea­sing­ver­trag des ak­tu­el­len 120d läuft im Herbst aus. Ein rein elek­tri­scher MINI Coo­per SE wird fol­gen. Weil er be­geis­tert und ich mir den klei­nen Flit­zer auf das Treff­lichste schön ge­rech­net habe. Jetzt gilt es noch flugs die Klei­nig­keit mit der Wall­box in un­se­rer Ga­rage zu or­ga­ni­sie­ren und das war’s dann. Ein kur­zer Bei­trag also. 

Von we­gen! Denn egal ob E‑Werk oder Elek­tri­ker: Ein­fach ist an­ders. Aber der Reihe nach.

Angst­frei la­den, ohne die Hütte ab­zu­fa­ckeln. 

Zwecks Erst-Ori­en­tie­rung, ob bei der In­stal­la­tion ei­ner Wall­box (La­de­sta­tion) et­was Spe­zi­el­les zu be­ach­ten sei, hatte ich ein sehr fei­nes Te­le­fo­nat mit ei­nem Spe­zia­lis­ten der hie­si­gen Stadt­werke. Wirk­lich klasse, höchst in­for­ma­tiv aber auch von ein biss­chen Pa­nik ge­prägt – sei­ner­seits. Es gibt in un­se­rer Straße näm­lich schon zwei, drei E‑Mobilisten. Je­der wei­tere könnte das Netz in die Knie zwin­gen. Eine Wall­box muss man den Stadt­wer­ken des­halb zwecks Ka­pa­zi­täts­pla­nung mel­den. Das Pro­blem da­bei sei wohl we­ni­ger die Leis­tung selbst (Durch­lauf­er­hit­zer zie­hen zeit­weise viel mehr Strom), son­dern zwei­er­lei: Ers­tens der kon­ti­nu­ier­li­che Leis­tungs­a­bruf über meh­rere Stun­den – ge­rade abends wenn über­all Strom ge­braucht wird. Und zwei­tens die Ge­fahr, dass der Akku des Mini bei ei­nem Strom­aus­fall un­kon­trol­liert En­er­gie ins Netz ab­gibt. Ja, da hab ich auch blöd ge­guckt. Und es stimmt auch gar nicht (siehe Klar­stel­lung durch Firma C). 

Je­den­falls bräuchte es un­be­dingt eine spe­zi­elle Ab­si­che­rung und der Elek­tro­in­stal­la­teur müsse da­für sor­gen, dass nicht mehr als 44 kW an Strom ge­zo­gen wird, weil sonst un­ser Strom­zäh­ler durch­brennt. Möchte man auch nicht. 

Be­ru­hi­gend war im­mer­hin die Info, dass die Lei­tung bis zu un­se­rem Häus­chen 11 kW La­de­leis­tung ver­kraf­tet. In­ner­halb des Hau­ses sieht das dann schon wie­der an­ders aus, er­klär­ten mir uni­sono vier be­fragte Elektroinstallateure.

Vier Spe­zia­lis­ten, fünf Konzepte.
Firma A: klare Kante.

»Könn­ten wir, ma­chen wir aber nicht, weil das nix als Är­ger gibt« war der Ein­lei­tungs­satz von Firma A. Beim Orts­ter­min ka­men dann aber doch zwei plau­si­ble Vor­schläge inkl. Grob-Bud­get. 

  • Mi­ni­mal­lö­sung: Spe­zi­al­steck­dose für 2,2 bis 3,5 kW La­de­leis­tung + neuem FI-Schal­ter + Un­ter­zäh­ler (80 €) für kom­plett ca. 400 bis 500 €uro­lin­chen. Das ver­meint­li­che »Stark­strom­ka­bel« im Kel­ler ist gar kei­nes, er­laubt aber viel­leicht 3,5 kW-La­de­leis­tung. Da­mit wäre der Mini evtl. in 10 Stun­den wie­der voll (sonst 12 bis 14). 
  • Op­ti­mal­lö­sung: Kom­plett neuer, deut­lich grö­ße­rer Zäh­ler­schrank im Kel­ler (grö­ßer, weil bes­sere Wär­me­ab­lei­tung) mit Vor­rang­schal­tung fürs Haus + neuem, mäch­tig di­ckem Ka­bel + Wall­box + Strom­zäh­ler für kom­plett 4.000 bis 4.500 € (vor­be­halt­lich un­vor­her­seh­ba­rer Schwie­rig­kei­ten bei den Erd­ar­bei­ten zwi­schen Haus und Ga­rage). Da­mit wäre der Mini dann ratz fatz in 3 ½ Stun­den voll.

Nun muss der Mini aber gar nicht so schnell ge­la­den wer­den. Von mir aus kann der die ganze Nach am Strom chil­len. Ein neues, ex­tra­di­ckes Erd­ka­bel zur Ga­rage ist so­mit Un­sinn. 4.000 bis 5.000 €uro­nen erst Recht, denn wer weiss, ob man nicht viel­leicht in ein paar Jah­ren doch ganz be­quem Was­ser­stoff tan­ken kann.

Firma B: die Wall­box im Beu­tel. 

Eine Wall­box ist un­um­gäng­lich, weil nur de­ren In­nen­le­ben ex­pli­zit auf die hohe Last aus­ge­legt sei. Au­ßer­dem läge drü­ben in der Ga­rage be­reits ein drei­po­li­ges Ka­bel, was evtl. eine La­de­leis­tung von bis zu 8 kW er­lau­ben würde. Kos­ten grob bud­ge­tiert un­ter 1.000 € inkl. ge­eich­tem Zäh­ler. Das klingt sympathisch.

Blöd nur, dass es zwei An­läufe für ein ein­zi­ges An­ge­bot ge­braucht hat und das jetzt bei läs­si­gen 1.500 €uro­nen brutto liegt. Au­ßer­dem nimmt Firma B nur an, dass man ein leis­tungs­stär­ke­res Ka­bel nut­zen könne, weil ich ihm ei­nes ge­zeigt habe, von dem der Vor­be­sit­zer des Häus­chens vor 20 Jah­ren schwa­dro­nierte, er wolle da­mit in der Ga­rage elek­tro­schwei­ßen. Ob ein sol­ches Ka­bel tat­säch­lich ver­baut und an­ge­schlos­sen ist und des­halb nicht bloß 2,2 bis 3,5, son­dern 8 kW oder mehr an La­de­leis­tung mög­lich wäre, wurde nicht ge­prüft. Das wurmt mich im nach hin­ein, denn es gibt mir trotz des Orts­ter­mins ir­gend­wie das Ge­fühl, die Katze im Sack bzw. die Wall­box im Beu­tel zu kaufen.

  • (+) We­nig Auf­wand und über­schau­bare Kos­ten. Im Ge­gen­satz zur Mi­ni­mal­lö­sung von A so­gar mit Wall­box, die ja im­mer­hin zu 60 % vom Land NRW be­zu­schusst wird. 
  • (–) Un­si­cher­heit.
Firma C: Volle Leis­tung aber neuer Zählerschrank

Nach den Er­fah­run­gen mit A und B wa­ren Firma C und D ex­pli­zit ge­brieft, die tat­säch­li­che Ka­pa­zi­tät der ver­bau­ten Strip­pen beim Orts­ter­min fest­zu­stel­len – Mes­sung zur Not auf meine Kappe. Firma C kommt den­noch ohne Mes­sung aus, nimmt da­für aber alle Lei­tun­gen auf das Pin­ge­ligste in Au­gen­schein. Immerhin!

Die klare Aus­sage: 8 kW sind Quatsch, die gibt es gar nicht. Mit den be­reits ver­bau­ten Ka­beln sind 11 kW mög­lich. De­fi­ni­tiv, so das Ver­spre­chen auf drei mal Nach­fra­gen. Aber eben nur mit ei­nem neuen Zäh­ler­schrank im Kel­ler (deckt sich mit Firma A, Kon­zept 2).

Sehr an­ge­nehm: Der Chef fährt selbst ein E‑Mobil, fin­det die Kis­ten klasse, konnte mir al­ler­hand zu den Strom­kos­ten er­zäh­len (vor­aus­sicht­lich lä­cher­lich) und er­klärt mir auch, wel­che Vor­teile eine Wall­box tat­säch­lich habe: Näm­lich die Fä­hig­keit, mit dem Auto zu kom­mu­ni­zie­ren und sich bei Stö­run­gen ab­zu­schal­ten. Ein se­pa­ra­ter Un­ter­zäh­ler sei nicht nö­tig, weil er mir eine Wall­box mit in­te­grier­tem Strom­zäh­ler an­bie­ten wird. 

Au­ßer­dem er­fuhr ich, dass die Angst der Stadt­werke, der MINI könne un­kon­trol­liert Strom ins Netz ein­speist, falsch sei. E‑Autos als kol­lek­tive Strom­spei­cher im Netz zu nut­zen, sei aber in ei­ni­gen Jah­ren ein durch­aus in­ter­es­san­tes Kon­zept, um Be­darfs­spit­zen aus­zu­glei­chen. Bis­lang kön­nen E‑Autos das aber noch gar nicht.

  • (+) Der ein­zige, der auf An­hieb ei­nen voll­stän­di­gen KVA inkl. Da­ten­blatt der Wall­box ge­mailt hat … 
  • (–) lei­der mit brutto 4.800 € auch den zweit teuersten.
Firma D: Staber­der statt Wallbox

Schi­cke Web­site und ei­nen gut er­reich­ba­ren, sym­pa­thi­schen Chef (nett wa­ren üb­ri­gens alle), der al­ler­dings sei­nen Spam-Ord­ner nicht checkt und in­fol­ge­des­sen zur rich­ti­gen Zeit am fal­schen Ort auf­schlug – nicht bei uns, son­dern in Düs­sel­dorf. Meine Ein­gangs­frage, ob das Un­ter­neh­men auch in Er­krath ar­beite, hatte er ver­ges­sen. Mein Hin­weis nach Auf­fin­den der Mail, dass er sich jetzt die elek­tro­ni­sche vCard mit ei­nem Klick auf den Link im Ab­sen­der­block di­rekt auf’s Smart­phone la­den könne, quit­tierte der Herr mit den Wor­ten: »So was habe er noch nicht«. Ich nehme an, wir ha­ben uns da miss­ver­stan­den. Der ver­geigte Ter­min fand ei­nen Tag spä­ter statt. Mit fol­gen­der, bis­lang ein­ma­li­ger Empfehlung:

Un­ser al­tes Haus habe kei­nen »Fun­da­men­ter­der«, der aber un­be­dingt als Blitz­strom­ab­lei­ter nö­tig sei wes­we­gen man ei­nen »Staber­der« in den Bo­den zu ram­men ge­denke. Zu­sätz­lich (op­tio­nal) emp­fahl er ei­nen »Ein­fa­mi­li­en­haus­schrank«, wo­mit wohl eben­falls ein Zäh­ler­schrank ge­meint ist. Rechne ich den zum An­ge­bot hinzu und ziehe (wie im An­ge­bot ver­merkt) zwei an­dere Po­si­tio­nen ab, dann ist das Teil mit 340 €uro­lin­chen zwar äu­ßerst güns­tig. Ins­ge­samt liegt der KVA aber bei knapp 4.200 € – wohl­ge­merkt ohne Wall­box, die im An­ge­bot mit dem Ti­tel »Ob­jekt: An­schluss Wall­box« lei­der ver­ges­sen wurde. Packt man also noch wei­tere 750 € drauf lan­det man bei 4.950 €. 

Auf das An­ge­bot MIT Wall­box warte ich jetzt üb­ri­gens seit drei Wo­chen. Dass ich ein schrift­li­ches An­ge­bot inkl. Da­ten­blatt der Wall­box brau­che, um die För­der­gel­der des Lan­des zu ak­ti­vie­ren, weiss der Herr. 

  • (+) Net­ter, sehr gründ­lich wir­ken­der Zeitgenosse.
  • (–) Der hohe Preis, der omi­nöse Stab-Erder, von dem kei­ner sei­ner Kol­le­gen je­mals sprach, und seine ver­schnupfe Re­ak­tion auf meine Bitte, die feh­lende Wall­box doch noch ins An­ge­bot auf­zu­neh­men. 
Zwi­schen­er­geb­nis:

A und C ver­ste­hen ihr Hand­werk. Aber 4.800 € kann bzw. will ich mir in Co­rona-Zei­ten nicht leis­ten. In­so­fern schwebt mir fol­gende Teil­lö­sung vor:

Der Ga­rage und dem Mini spen­diere ich auf je­den Fall eine Wall­box – auch wenn die ohne ei­nen neuen Zäh­ler­schrank keine volle Leis­tung brin­gen kann. Ziel ist es näm­lich, die För­der­gel­der des Lan­des NRW, die bis zum 30. No­vem­ber 2020 be­fris­tet sind, nut­zen zu kön­nen (60 % bzw. ma­xi­mal 2.000 €, was ei­nem Ge­samt­auf­trag von ma­xi­mal 3.333 € ent­sprä­che). Ein neuer Zäh­ler­schrank folgt dann viel­leicht im nächs­ten Jahr. Oder es bleibt bei der Schmal­spur­lö­sung, weil ich wo­mög­lich fest­stelle, dass das in der Pra­xis reicht.

Da A bis­lang noch gar kein rich­ti­ges An­ge­bot er­stellt hat, will ich das nach sei­nem Ur­laub mit ihm dis­ku­tie­ren. Schau’n mer mal, ob das mit sei­nem Elek­tro­in­stal­la­teurs-Ethos ver­ein­bar ist.

Zum Ver­gleich hier noch die Kos­ten bzw. Pa­kete, die MINI anbietet:

BMW/​MINI: teuer und unsinnig

Die ori­gi­nal Mini-Wall­box be­kommt man für 965 €. Die von Firma B an­ge­bo­tene Wall­box kos­tet brutto 663 €, die der Firma C in­klu­sive Strom­zäh­ler 772 €. D hat die Wall­box im An­ge­bot ver­ges­sen und mag of­fen­sicht­lich auch nicht mehr.

Zu­sätz­lich bie­tet Mini noch ei­nen In­stal­la­ti­ons­ser­vice für 799 € an. Was sich hin­ter die­sem Ser­vice ver­birgt ist lei­der völ­lig of­fen. Die Te­le­fon­num­mer im MI­NI/BMW-Shop, die mit den Wor­ten »Ha­ben Sie noch Fra­gen? Dann ru­fen Sie uns an.« an­ge­prie­sen wird, exis­tiert nicht. Ich bin mir aber ziem­lich si­cher, dass ein neuer, grö­ße­rer Zäh­ler­schrank oder gar Erd­ar­bei­ten im Gar­ten nicht ent­hal­ten sind. 

Be­denkt man dann noch, dass das Elek­tro­hand­werk an sol­chen Tei­len ver­die­nen möchte und auch gerne soll, ist eine ori­gi­nal BM­W/­MINI-Wall­box eher Blöd­sinn. Wer den­noch das Ori­gi­nal ha­ben möchte, darf sich spä­ter nicht wun­dern, wenn die »Ne­ben­ar­bei­ten« ziem­lich teuer werden.

So, das war’s für heute. 

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In Epi­sode III geht es wei­ter­hin um die gro­ßen, noch im­mer un­ge­lös­ten Fra­gen: Kann der Mensch den Kampf zwi­schen Hirn, Hand­werk und Hab­gier über­haupt ge­win­nen? Wird un­ser E‑Mini je­mals die Kraft des Saf­tes ver­spü­ren? In der ei­ge­nen Ga­rage? Be­wil­ligt die EnergieAgentur.NRW recht­zei­tig un­se­ren Wall­box-För­der­an­trag? Und wel­che Ver­bün­de­ten im ewi­gen Kampf um Kos­ten­re­duk­tion ste­hen uns noch zur Seite?

Ihr dürft ge­spannt sein.
Ich bin’s auch.

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Der E‑Mini kommt ja erst im No­vem­ber. Die Vor­freude fühlt sich aber in etwa so an [Sym­bol­bild].

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